1914
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In Abteilung I II. WD
Heimatsurlaub, der uns für zweieinhalb Jahre Auslandszeit zustand, wird von Tag zu Tag verschoben. Müssen unsere Wiedersehensfeiern in Wilhelmshaven feiern. Wird mit allem drum und dran auch ganz gross gemacht. 8 Tage nichts müssen. -
Alarm für drohende Kriegsgefahr
Das Warten auf den Urlaub und das Feiern ist plötzlich vorbei. -
18 Uhr Mobilmachung für den 2. August befohlen
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Kriegserklärung -
Werde als Gruppenführer für Patrouillen eingesetzt -
Patrouillenführer Bahnhof Rüstringen – Mariensiel. -
Abfahrt nach Hamburg. Werde auf den in der Werft bei Blohm-Voss liegenden neuen Schlachtkreuzer „Derfflinger“ kommandiert. -
An Bord. (Schiff ist noch nicht fahrbereit)
Station: Backboard-hintere Turbine (17.000 PS) -
Kommandantenbesichtigung
Kommandant: Kapitän zur See v. Reuter. -
Dampf- und Maschinen-Probe -
Indienststellung SMS Derfflinger -
Abfahrt von Hamburg durch KW Kanal nach Kiel -
Zum Kompensieren (Kompasseinstellen) bei dem Anlegen an die Boje im Kieler Hafen gibt’s an der Backbord-hintere-Turbine Schaufelsalat, d.h. Turbine ist erledigt, Schiff ist nicht mehr einsatzfähig.
[ Postkarte von seinem Schwager Heinrich Kunz an Friedrich vom August 1914]
Wilhelmshaven, den 18.8.1914 Feldpost
Herrn M. Maat Schmeer
SMS Derfflinger
Hamburg
Werft Blohm u. Voss
Lieber Schwager
Habe heute Deine beiden Karten erhalten.
Besten Dank.
Wäre froh wenn Du
hier wärest Du könntest
mir mal so ein Streich
machen.
Hoffentlich sehen wir uns bald.
Gruss
Heinrich
- Nun wird von der Werft mit allen Mitteln die Reparatur in Angriff genommen. Turbinenspezialisten werden sofort telegrafisch aus der Front geholt. Da ich in der havar. Maschine ältester Maschinen-Unteroffizier bin, werde ich mit zur Reparatur eingesetzt in Tag- und Nachtschicht. Sehr interessante Arbeit.
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Werde zum Ober-Maschinen-Maaten [O.Ma.Mt.] befördert. -
Turbine wieder klar. -
Probefahrten -
Beim Anlegen im Kieler Hafen dasselbe Unglück nochmal. Backbord hintere Turbine nochmal im Ar…. Nochmal das ganze mit allem drum und dran und verstärktem Druck von ganz oben. Während dieser Reparatur haben wir schwer arbeiten müssen, Werft- wie Bordkommando. -
Alles wieder klar. -
Probefahrten -
Abfahrt von Kiel durch Kanal nach Wilhelmshaven. Ab jetzt sind wir dauernd im Einsatz.
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Abwechselnd:
Vorposten = 6 Tage (vor der Minensperre)
im Hafen = 1 Tag (vor der …)
auf Reede 3 Tage (hinter der …)
jede Woche = eine Erkundungsfahrt in die Nordsee mit mehreren Einheiten. -
Vormittags: Abendmahl in Kirche (???)
dann auf Vorposten. Wetter ungünstig -
Anker auf.
4 Uhr Dampf auf allen Kesseln / 15atm (Wetter nicht besonders) Kurs: NW -
[Raid auf Scarborough, Hartlepool und Whitby]
7 Uhr englische Küste in Sicht, Wetter stürmisch
„Derfflinger“ – „von der Tann“ fahren allein
8:56 Entfernung von Land = 3000m
9:01 1. Schuss auf Scarborough dann folgt Salve auf Salve
9:06 Signalstation und Befestigungen verwüstet
9:23 an Land brennt alles. Geschütze in Ruh
Weiterfahrt mit 23sm
10:04 1. Schuss bei Whitby
10:14 an Land Kasernen und Forts zerstört. Schluss.
Fahren zurück
12 Uhr treffen Seydlitz und Moltke.
- Seydlitz und Moltke hatten Hartlepool beschossen. Englische Schiffe versuchten uns bei der Rückfahrt zu stellen, kamen aber zu spät.
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Sind wieder auf Vorposten -
Vorposten, Hafen, Innenreede usw. -
18 Uhr Dampf auf in allen Kesseln. Vorstoss in die Nordsee.
Seydlitz, Moltke, Derfflinger, Blücher und einige Kreuzer und Torpedoboote -
Gefecht Doggerbank
10 Uhr feindliche Schiffe in Sicht, eröffnen Feuer
10:10 Uhr wir erwidern das Feuer
Gefecht wird auf grosse Entfernung bis 13:12 Uhr geführt, dann setzt sich der Engländer ab. Da wir nur mit 3 Schlachtkreuzer sind, Blücher war inzwischen
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gesunken, Seydlitz hatte schwere Treffer erhalten, konnte von einer Verfolgung keine Rede sein.
Derfflinger 2 Treffer, keine Verluste
Moltke –
Seydlitz 1 Treffer, 160 Mann Verlust
15 Uhr kommt unsere Flotte uns entgegen, leider zu spät -
In Wilhelmshaven in die Werft -
Ins Dock -
SM [Seine Majestät] in Wilhelmshaven -
Reparatur beendet. -
Alter Törn weiter: Vorposten Hafen Innenreede, usf. -
Mit Seydlitz, Moltke und von der Tann nach Kiel durch KW Kanal zum Torpedo- und Kaliberschiessen -
Ostern: 1. Brief an Amalie Jobig!!!! [Seine spätere Ehefrau] -
Abfahrt von Kiel -
Wieder auf Vorposten usw.
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Vorposten usw. -
4 Tage Heimatsurlaub -
Backbord hintere Turbine schwere Havarie, nach Kiel in die Werft. Wieder schwere Reparaturarbeiten Tag und Nacht. -
Maschine wieder klar. -
Abfahrt von Kiel nach Wilhelmshaven auf Vorposten -
Kommandantenwechsel. Kommandant: Kapitän zur See Heinrich -
Auf Vorposten. Durch Telegramm Nachricht, dass Bruder Max gefallen an der Westfront am 23. auf 24. Oktober durch Kopfschuss.
[ siehe auch Reserve-Infanterie-Regiment 60, Preußen 375
und Verlustlisten als KARL SCHMEER? Max war vermutlich gerade mal 19 Jahre alt, als er starb und war erst wenige Monate zuvor einberufen worden.] -
in Kiel zum Schiessen -
Wieder auf Vorposten -
Wieder in Kiel
Sturm Wetter Windstärke 11
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Artillerie und Torpedo-Schiessen -
auf Heimatsurlaub1916
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Wieder auf Vorposten usw. -
In Kiel -
Zum Übungsschiessen -
Wieder auf Vorposten -
Kommandantenwechsel: Kommandant: Kapitän zur See Hartog -
Ostermontag. Vorstoss nach England
Beschiessung der englischen Städte: Yarmouth und Lowestoft
1 englischer Kreuzer, 1 Zerstörer und mehrere Vorpostenboote werden versenkt. -
Wieder auf Vorposten usw.
Was heisst eigentlich auf Vorposten liegen?
D.h. mit klarer Maschine und Kessel, das ist: die Maschine muss sofort auf Fahrt anspringen, der Kessel sofort für grosse Fahrt zum Heizen klar sein. Die Mannschaft ist auf Kriegswache, also: sind bereit an Geschützen
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und sonstigen Stationen. Die Lecksicherungswache ist auf ihren Posten. Sämtliche Schotten sind geschlossen. Nur die Freiwache darf angezogen auf ihren geschlossenen Hängematten auf dem Boden schlafen. Für das Heizer- und Maschinenpersonal bedeutet dies: Während der Vorpostenzeit bekommen sie kein Tageslicht zu sehen. Die Wache dauert 4 Stunden.
Das gesamte Maschinenpersonal ist in 3 Abteilungen (=Wache) eingeteilt.
also 1. Abteilung oder 1. Wache
also 2. Abteilung oder 3. Wache
also 3. Abteilung oder 3. Wachez.B. I. Wache: hat Wache am Maschinen und Kessel von 4-8 Uhr
dann ist II. Wache: Piquettwache also Lecksicherungswache
dann ist III. Wache: Freiwache (kann Essen und Schlafen)um 8 Uhr geht II. Wache auf Wache (am Kessel und Maschinen)
8-12 II. Wache ist dann Piquettwache als Lecksicherung
I. Wache ist Freiwacheum 12 Uhr III. Wache auf Wache
12-4 Uhr I. Wache auf Piquettwache als Lecksicherung
II. Wache ist Freiwacheum 4 Uhr I. Wache wieder auf Wache
usf.Bei Klar Schiff zum Gefecht:
Bleibt die Wache, die augenblicklich auf Wache ist, an Maschinen und Kessel. Die Freiwache bleibt als VErstärkung ebenfalls an Maschinen und Kessel. Die Piquettwache bleibt als Lecksicherung. -
im Hafen von Wilhelmshaven
(werden Gasmasken ausgegeben?)
nachts Auslaufen auf Innenreede
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Himmelfahrt
3 Uhr Anker auf, mit ges. deutsche Flotte geht die Fahrt in die Nordsee.
16 Uhr Feindl. Kreuzer werden unserem kleinen Kreuzern gesichtet
16:30 Feindliche Flotte in Anmarsch
17 Uhr Beginn der Schlacht am Skagerrak–Hanstholm -
4 Uhr früh Ende der Schlacht
14 Uhr auf Innenreede von Wilhelmshaven gelandet
Verwundeten-Abgabe an Lazarettschiff (236 Mann) -
Im Hafen von Wilhelmshaven festgemacht. Tote (165 Mann) werden von Bord gegeben. -
Ins Dock -
Begräbnisfeier sämtlicher Toten von Skagerrak (mit Engländern über 2000 Mann) [ auf britischer Seite waren es weitere 6000 Tote: Die furchtbare Gesamtbilanz beläuft sich somit auf mehr als 8500 Menschen, die in dieser Schlacht ihr Leben verloren. ] -
SM an Bord -
Fahrt nach Kiel in die Werft. -
EK II [ Eisernes Kreuz II. Klasse ] erhalten. Werft Kiel.Dem Ober-Maschinisten-Maaten Schmeer von S.M.S. „Derfflinger“ ist am 1. Juli 1916 Das Eiserne Kreuz II.Klasse verliehen worden.
den 16. August 1916
Kommando S.M.S. „Derfflinger“
Kapitänleutnant -
Auf Heimatsurlaub. Derfflinger zur Reparatur in der Werft Kiel.
- in der Werft
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Derfflinger wieder klar -
Probefahrten und Schiessen -
nach Wilhelmshaven, Vorposten!! usf.1917
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nach Kiel zum Schiessen -
Vorposten[Zur gleichen Zeit hat er wohl auch die Dienstauszeichnung dritter Klasse für neunjährige Dienstzeit erhalten]
Der Maschinistenmaat Schmeer, 26 Jahre alt aus Brebach, Provinz Rheinland gebürtig, hat durch 9jährige Militärdienstzeit die von des Königs Majestät unter dem 18. Juni 1825 gestiftete und durch Allerhöchste Ordre vom 4. Juli 1913 geänderte Dienstauszeichnung dritter Klasse erworben, über deren rechtmässigen Besitz ihm dieses Zeugnis erteilt wird.
Wilhelmshaven, den 18. Juni 1917
Kommando der II. Werftdivision -
nach Kiel zum Schiessen, nach Wilhelmshaven, Vorposten
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